Quelle: U.S. Air Force

History

Geschichte

Nose Art, die Bemalung von Flugzeugen, war in der Zeit des zweiten Weltkriegs so populär wie nie zuvor. Die aus den US-Fabriken rollenden Massen eintöniger, graubrauner Maschinen wurden an den Kriegsschauplätzen ihrer Monotonie entrissen: langbeinige Damen, US-Heimatstaaten, Tiere, Karikaturen und Glückssymbole jeglicher Art – all dies waren beliebte Motive von Malern, die sich auf die Verzierung von Bugnasen spezialisiert hatten. Die künstlerischen Abbildungen in Verbindung mit dem Namen, den ein Flieger seiner Maschine gab (beides war unabdingbar), verliehen jedem Flugzeug eine unverwechselbare Persönlichkeit.

Eine solcherart „individualisierte“ Maschine, war für denjenigen, der sie flog, kein Instrument mehr. Pilot und Flugzeug waren auf alle Zeiten durch eine gemeinsame Identität verbunden. Die Nose Art brachte aber auch noch ein modisches „Nebenprodukt“ hervor – die sogenannte „Jacket-Art“ – die bemalte Fliegerjacke. Aufgrund des direkten Zusammenhangs war es nur naheliegend, dass dasselbe Streben nach Individualität, das einen Mann dazu veranlasste, sein Flugzeug zu verzieren, in ihm auch den Wunsch nach einer Verschönerung seiner Jacke aufkommen ließ. Der Mensch strebt nach Individualität und diese Suche nach einer eigenen Identität ist immer dann am ausgeprägtesten, wo es diese eigentlich nicht geben darf, z. B. im Krieg. Hier trägt jeder eine Uniform, ist Teil eines Teams – doch alle wollen sich von ihren Kameraden unterscheiden. Was würde sich besser eignen, um sich in irgendeiner Weise abzuheben und gleichzeitig Teil der Truppe zu bleiben, als eine Jacke mit einem ganz persönlichen Motiv? Die Jacke verlieh ihrem Träger Individualität und machte ihn gleichzeitig stolz, zu dienen. Einigen Kommandanten mag dies ein Dorn im Auge gewesen sein, doch die meisten schienen es zu dulden. Auch wenn die Bestimmungen der Luftwaffe und der Marine die moralhebenden Malereien untersagten, verzierten viele in Kriegsgebieten stationierte Einheiten der Luftstreitkräfte die Bugnasen ihrer Flugzeuge mit Comic-Figuren, die amerikanische Popkultur in den Himmel fremder Länder trugen: erfrischend lebendige Charaktere aus der Kindheit wie Elmer Fudd, Woody Woodpecker und Mickey Mouse.

Quelle: U.S. Air Force

Woody

Noch häufiger aber wurden hübsche, kurvenreiche Mädchen zum Motiv der Amateur-Künstler – Abbildungen ihrer Liebsten und Angebeteten in der Heimat. Das Ideal des „Mädchens von Nebenan“, nach dem sich GIs sehnten, war in erster Linie eine Erfindung Hollywoods, eine Leihgabe der Werbemaschinerie der großen Filmstudios. Die meisten weiblichen Stars, selbst so ehrsame wie Barbara Stanwyck, Jean Arthur und Loretta Young, ließen sich in Badeanzügen und tief dekolletierten Kleidern in Pin-up-Posen abbilden, die landesweit in Zeitungen und Magazinen und letztlich auch in den Veröffentlichungen erschienen, die von den Streitkräften im Ausland gelesen wurden. Die schönen Schauspielerinnen Hollywoods, die nicht nur durch ihre Filme sondern auch durch Werbung der Studios Ruhm erlangt hatten, gingen eine symbiotische Verbindung mit den damals bekanntesten Malern von Pin-up-Kalendern ein. Ebenso wie die Künstler auf Schubladen voller Pin-Up-Fotos aus Magazinen und Zeitschriften zurückgriffen, standen die Schauspielerinnen und die, die maßgeblich an ihrem Image mitgewirkt hatten, unter dem Einfluss der Idealisierung amerikanischer Schönheiten, die von einer ganzen Heerschar sogenannter „Girlie-Artists“ geschaffen worden waren. Hollywood und kommerzielle Cartoons und Comics waren bei GIs im 2. Weltkrieg aber nicht die einzigen Quellen für das „Mädchen von Nebenan“, waren doch die amerikanischen Soldaten nicht lange zuvor noch kleine Jungen gewesen, die mit in den 30er-Jahren populären Comicserien aufwuchsen. Zwei der beliebtesten Comic-Zeichner, die fantastisch anmutende Damen für die Witzseiten der Magazine schufen, gaben reichlich Inspirationen für Pin-ups.

Al Capps Li´l Abner – für viele der beste Comicstrip aller Zeiten – machte mit seiner einzigartigen Mischung aus Hinterwäldler-Slapsticks und anspruchsvoller Satire Furore. Bei den Jungs im Ausland waren aber die leicht geschürzten Mädels aus der Ortschaft Dogpatch, wie Daisy Mae, eine üppige Blondine, die an jedem Sadie Hawkin´s Day (einem alljährlich stattfindenden Eheanbahnungstag für die unverheirateten Ortsbewohner) auf der Jagd nach dem glücklosen Hinterwäldler Abner war (den sie in der Nachkriegszeit dann auch schließlich bekommt), beliebter. Daisy und die wunderschöne, aber unangenehm riechende Moonbeam McSwine reihten sich so neben den Mädchen von Vargas und Petty als beliebte Nose-Art-Motive ein.

Quellen: Aus den Büchern „FOR THE BOYS“ von Max Allan Collins, erschienen bei Collectors Press und „AMERICAN FLIGHT JACKETS, AIRMEN & AIRCRAFT“ von Jon A. Maguire & John P. Conway, erschienen bei Schiffer Publishing Ltd.

Quelle: joelogon